-The Gaslight Anthem im Docks am 06.06.2011-
Ja ja, richtig gelesen. Eine neue Band war am Start und galt, angehört zu werden. Naja, die Band selbst existiert schon eine ganze Weile, aber wir haben es bis jetzt noch nie geschafft, uns zusammen diese Band anzuschauen. Eigentlich wären wir auch nicht gegangen, aber auf Dränge von Klappspaten Nadine hin ließ ich mich erweichen und ging mit ihr hin. Leerer Geldbeutel hin oder her, ich wollte ja schließlich auch mal sehen, warum Nadine beim Anblick von Brian Fallon…seines Zeichens Sänger und Gitarrist der Band…immer weiche Knie bekam und warum Patrick ihn als „Bad Boy“ bezeichnete.
Wir kauften die Karten und bereiteten uns wie immer seelisch und vor allem körperlich auf das Konzert vor, waren wir ja (wie ihr sicherlich schon längst mitbekommen habt) nicht mehr die Jüngsten. Außerdem fand das Konzert an einem Montag statt, schlechter Tag wie ich finde, haben wir da doch immer den „Der-Anfang-der-Woche-ist-scheiße“-Blues…naja, was muss das muss. Nadine kam mit dem Auto und quartierte sich bei uns ein. Schnell fuhr ich mit der Bahn heim, zog mich um und schon konnte es losgehen. Dieses Mal spielten sie im Docks auf der Reeperbahn. Angesagt war Regen, Regen und Regen. Also entschied ich mich, meinen Schirm mitzunehmen. Da es aber irgendwie sehr warm war, ließen wir die Jacken zu Hause. Wir saßen also in der Bahn und redeten über dies und das, als es in Othmarschen hieß: „Aufgrund einer Gleisstörung in Altona bitten wir alle Fahrgäste aufzusteigen und mit den als Ersatzverkehr eingesetzten Bussen bis nach Altona zu fahren, dort haben Sie Anschluss an die S-Bahnen“. Da wir recht fröhlich waren, machte uns das nichts…wir also raus und rein in den nächsten Bus. Der war natürlich proppenvoll. Während Nadine sich setze, stellte ich mich hin und machte mit einem Hund Bekanntschaft, der unaufhörlich seinen Kopf zwischen meine Beine hindurchsteckte, um hinaus zu sehen. Es war zum schreien komisch. Weiterhin merkten wir, dass die Spielzeugtechnik heutzutage weit über unsere von vor 15 Jahren hinausging, hatte doch ein Mädchen ein Tamagotchi-förmiges Ei, aus dem unaufhaltsam Rihanna quäkte. Grauenhaft!!!
Zum Glück war es schnell geschafft und so stiegen wir in Altona um in die nächste S-Bahn und fuhren noch gemütlich 2 Haltestellen bis zur Reeperbahn. Dort angekommen, liefen wir erstmal kurz in die falsche Richtung, doch merkten schnell, dass das der falsche Weg war. Also umgedreht und innerhalb der nächsten 5 Minuten vor der Location geparkt. Dort standen wir in einer kleinen süßen Schlange an. Also sie bestand nicht nur aus 10 Personen, aber 100 waren es nun auch nicht. Die Zeit vertrieben wir uns damit, uns die umstehenden Leute anzuschauen und festzustellen, dass wir 1. so gut wie niemanden erkannten (was ein gutes Zeichen zu sein schien) und 2. alle so alt wie bzw. älter waren als wir beiden Klappspaten. Sehr gut, so mussten wir uns nicht wie bei allen anderen Konzerten mit kreischenden Rotzgören abgeben, die beim Anblick irgendeines Bandmitglieds in Ohnmacht fallen. Naja, im Nachhinein muss ich sagen, stimmte das mit den nicht vorhandenen Fangirls leider nicht. Sie waren definitiv vorhanden.
Irgendwann ging es endlich rein und wir machten uns gleich auf die Suche nach einem geeigneten Plätzchen. Den fanden wir sehr schnell und zwar in Form einer Bank an der rechten Seite des Raums. Sehr gemütlich und vor allem mit Geländer. So ließ es sich aushalten. Während ich Getränke holte, schaute Nadine zu, wie sich die heiligen Hallen langsam füllten. Jetzt wurde es doch ziemlich voll…gut so!!! Während wir also dort saßen (und später dann standen), beobachteten wir einen Security-Typen, der neben der Bühne stand und augenscheinlich für den Eingang des Band-Bereichs zuständig war. Naja, Eingang ist ein bissl zuviel gesagt. Es war einfach nur ein Vorhang, der als Tür diente. Der Security-Typ, den wir vom IP-Konzert im April wieder erkannten, hatte es sich zu seiner Aufgabe des Tages gemacht, eben diesen Vorhang immer akribisch zu schließen, damit auch keiner die Ruhe der Bands stören könnte. Als ob ein dämlicher Vorhang den Schall und Lärm abhalten würde. Ihm war das egal, er zog jedes Mal, wenn jemand raus oder rein ging dieses Stück Stoff zu und ließ auch nie eine Lücke offen. Es sollte ja niemand reinschauen können. Wir konnten uns kaum halten vor Lachen, wirkte es doch ziemlich lächerlich. Außerdem sah es zum Schreien komisch aus, wie der Typ immer wieder genervt zum Vorhang ging und diesen zu zog.
Gegen 20 Uhr ging es dann mit der Vorband los. Sie hieß Twopointeight. Waren richtig gut drauf und heizten der Menge schon gehörig ein.
Zumindest hab ich mir das sagen lassen. Kann mich nämlich nicht mehr an die Band erinnern. Aber das ist auch nicht weiter tragisch, konnte ich mich doch damit seelisch und körperlich auf The Gaslight Anthem vorbereiten. Das tat ich dann auch und so ging die Stunde mit der Vorband schnell vorbei.
Nach einem kurzen Umbau auf der Bühne schlug die Stunde der Wahrheit. Während Nadine es kaum erwarten konnte, The Gaslight Anthem zu begrüßen, wurde ich auch ein bisschen nervös. Denn ich hatte mir schon die Wochen zuvor die Songs zu Gemüte geführt und konnte somit von jedem Song ungefähr die Hälfte. Meine Nervosität rührte daher, dass ich nicht so dämlich aussehen wollte mit meinem Gesang, also überlegte ich mir eine super Taktik, wie nicht auffällt, dass ich nur Fetzen der Songs mitsingen konnte.
Doch viel mehr Zeit, um darüber nachzudenken hatte ich nicht. Denn da kamen die Jungs auch schon auf die Bühne. Sie legten nach ihrem tollen Intro („Hells Bells“ von AC/DC) gleich richtig los und brachten die Location zum Brodeln. Nach kurzer Zeit tanzte jeder und sang fleißig mit. Wir machten viele Fotos, die den genauen Beweis dafür erbringen. Irgendwann stellten wir fest, dass ein paar Mädels immer wieder Schilder in die Luft hielten. Erst dachten wir, dort stehen die üblichen Sprüche „Brian, I love you!“ und ähnliches drauf.
Aber da lagen wir vollkommen daneben. Die Mädels hatten auf die Schilder Songtitel geschrieben und so erfüllte die Band ihnen so gut wie jeden Wunsch. Ich fand es cool! So spielten sie viele Songs, die ich auch kannte: „American Slang“, „1930“, „Senor and the Queen“ oder auch „Old White Lincoln“. So langsam wurde auch ich warm und ich merkte, dass mein Unterbewusstsein mehr Songtexte gespeichert hatte, als ich zuerst annahm. So konnten Nadine und ich zusammen schön laut mitsingen und gleichzeitig unsere verrosteten Tanzbeine schwingen. Immer wieder machten wir Fotos, doch wurden wir von dem Vorhang-Security-Typen zurecht gewiesen, doch bitte keine Videos zu drehen. Ich hab gedacht, ich schau nicht richtig, als er uns einen Todesblick zuwarf, machten wir doch nie Videos. Dafür merkte er nicht, dass nur zwei Meter neben vor ihm 2 Mädels rauchten und auf der anderen Seite ein Kerl immer wieder Videos aufnahm. Aber wir kamen schnell zu der Meinung, dass der Typ uns nur deshalb auf dem Kieker hatte, weil wir ihn wegen seines ständigen Hantierens mit dem Vorhang ausgelacht haben. Oh man, so ein großer Kerl und so ein kleines Ego!
Nach gut 1 ½ Stunden war die Band dann auch fertig, mit dem Programm und mit der Welt. Wir hatten sie aber auch ganz schön gefordert. Doch auch wir waren nicht mehr gerade frisch, hatte sich doch das Docks auf gefühlte 100°C erhitzt. Damit wir also nicht an den hohen Temperaturen zugrunde gingen, spendierte Nadine eine Runde kühle Blonde; FANTA!!! Die Becher schienen aber irgendwie Löcher gehabt zu haben, waren sie doch in Windeseile leer. Naja, mussten wir halt bis nach Hause warten. Um den Abend zu krönen, gingen wir noch schnell am Merch-Stand vorbei, um zu schauen, was es so Feines zu kaufen gibt. Wir sahen erstmal…NICHTS!! Es standen so viele Menschen davor und im Grunde war gar kein Platz. Also mussten wir geduldig sein und warten, bis wir auch vielleicht mal nach vorne gequetscht wurden. Das passierte erst gar nicht. Dafür wurden wir von vor Schweiß triefenden Menschen eingeschlossen. Irgendwann ging es dann aber doch so weit nach vorne, dass wir was sehen konnten. Wir stellten fest, dass sie Buttons und Shirts hatten. Allerdings entschied ich mich dagegen und Nadine hatte nicht wirklich eine Wahl, kam sie doch nicht bis nach vorne. Also ließen wir es und gingen los Richtung S-Bahn. Dort angekommen, überlegte ich mir, ob es nicht doch noch Zeit für einen Hot Dog oder einen Döner wäre, entschied mich aber dagegen. Gut für mich, so musste mein Geldbeutel nicht schon wieder leiden J
Zuhause angekommen schmissen wir uns nur in die Betten und träumten den Schlaf der Glückseligen. Ich muss im Nachhinein sagen, dass ich Nadines Euphorie bezüglich Brian Fallon und auch der ganzen Band durchaus nachvollziehen kann. Nicht schlecht anzusehen, aber auch nicht so übel beim anhören. Nein, gar nicht übel!!!