Mittwoch, 18. August 2010

...und täglich grüßt der Goldfisch...

-Pinksnotred in Berlin am 19.06.2010-


Es heißt, dass Goldfische eine Gedächtnisspanne von etwa 3 Sekunden haben, was bedeuten würde, dass sie sehr vergesslich sind… An diesem Wochenende waren wir wohl die goldfischigsten Klappspaten, die die Welt je zu Gesicht bekommen hat. Dafür waren wir spontane Klappspaten, zumindest redeten wir uns das die ganze Zeit ein.


Aber fangen wir von vorne an. Über Facebook erfuhren Spikey und ich schätzungsweise Anfang Mai, dass Pinksnotred am 19.06. in Berlin im Magnet spielen würden… Ich hab Spikey daraufhin fast angesprungen, dass wir an dem Wochenende nach Berlin fahren und uns die Bande anschauen. Spikey schob erstmal die Entscheidung auf die lange Bank und meinte, dass wir ja spontan fahren könnten… In unserem Inneren reifte die Entscheidung eigentlich schon spätestens gegen Ende Mai, dass wir die Reise antreten würden, aber um den Schein der Spontanität zu wahren, fielen in Gesprächen immer wieder Sätze wie „Falls wir wirklich fahren sollten *hüstel*…“. Aber auf dem Weg zur spontanen Entscheidung für das Konzert, kam noch einiges dazwischen… Ich zum Beispiel fühlte mich fast in den Film „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ versetzt, mit kleinen Abwandlungen natürlich… Auf jeden Fall war die Woche vorm Konzert für uns beide doch sehr stressig… Aber wir hatten ja etwas, worauf wir uns freuen konnten, aber nur insgeheim und eigentlich spontan erst am Samstag, als wir uns dazu entschlossen haben urplötzlich (!!!) nach Berlin zu fahren. Freitag versuchten wir noch, Nicole zu überzeugen, unserem Ausflug beizuwohnen, aber sie hatte leider keine Zeit. Also ging es für uns alleine los. Im Vorfeld haben wir uns noch eine Übernachtungsmöglichkeit bei Julia beschafft, die zu dem Zeitpunkt nicht in Berlin weilte. Das bedeutete wiederum, dass wir ihre Bude hätten auseinander nehmen können… Hätten… Haben wir aber nicht, so viel mal vorweg…


Am großen Samstag dachten wir uns, dass wir ganz gemütlich gegen 3 Uhr in Richtung Hauptstadt losfahren. So hatten wir vormittags noch Zeit, uns von unseren Eltern, von denen wir uns natürlich wie brave Kinder noch verabschiedeten, die üblichen Elternsätze wie „Kind, nimm keinen Lolli von Fremden an!“ anzuhören und in die Notaufnahme zu fahren... Spikey hatte nämlich schon tags zuvor festgestellt, dass sie ihr Asthmaspray in Wedel vergessen hatte und dringend noch welches brauchte, bevor wir nach Berlin fuhren… Also schnell zum Onkel Doktor und Nachschub beschaffen, damit wir sorgenfrei feiern konnten… Als ich dann bei Spikey ankam, um sie abzuholen, sind wir noch eine imaginäre Liste durchgegangen, damit wir auch ja nichts vergessen… Ist ja auch wichtig für so ein Wochenende… Als wir dann glaubten, alles zusammen zu haben, sind wir dann auch mit meiner Puffkarre losgeheizt. Das „Puff“ in Puffkarre darf man hier auch wörtlich nehmen, da sich mein Auto zu dem Zeitpunkt durch nen großen Marderschaden immer mal wieder anhörte wie ein puffender und tuckernder Traktor… Mein Navi, das sich diesmal nur ein einziges Mal von der Windschutzscheibe verabschiedete (neuer Rekord!!!), leitete uns dann souverän Richtung Berlin… Und mit Pinksnotred im CD-Player konnte auch nichts passieren. Die Fahrt verlief bis auf einen kleinen Fast-Zwischenfall, bei dem unser Vordermann doch fast ein Eichhörnchen mit seinen Reifen erlegt hätte (dank unserer lauten Warnschreie hat es sich das Eichhörnchen aber nochmal anders überlegt und ist wieder auf kürzestem Weg von der Autobahn heruntergelaufen), recht ruhig und wir mussten auch nur ein kurzes Mal Pause machen, um unseren wie immer großen Hunger zu stillen… Das haben wir dann in unseren asseligsten Outfits bei dieser ominösen großen amerikanischen Burgerkette gemacht. Beim Essen ist mir dann aufgrund unseres zufälligen Partnerlooks auch noch aufgefallen, wie asselig wir eigentlich wirklich ausgesehen haben müssen und musste dies auch kundtun… War wohl ne schlechte Idee, denn das hat Spikey, die grad genüsslich in ihren Burger biss, dazu veranlasst, laut loszulachen und dadurch ihr fürsorglich gekautes Essen über mein Shirt zu verteilen… Naja, endlich ein kleiner Unterschied in unserer Klamotte… Nachdem wir in Ruhe aufgegessen hatten und ich mir die Essensreste vom T-Shirt gekratzt hab, konnten wir die Fahrt fortsetzen und passierten auch bald das Ortseingangsschild von Berlin. Und weil wir ja ach so spontan waren an dem Wochenende, sind wir ganz spontan und im Angesicht unserer Asseligkeit (ist das überhaupt ein Wort???) kurz vor Ankunft an Julias Wohnung noch in das Eastgate-Center gefahren, um uns im Saturn auf den neuesten Stand der Fußballergebnisse zu bringen. Später sollten wir noch von mehreren Seiten erfahren, dass wir mit unseren Outfits perfekt in das Eastgate-Center passten. Nach einer halben Stunde Fußballgucken und DVDs kaufen, sind wir dann aber doch zu Julias Wohnung gefahren. Wir hatten ja schließlich nicht ewig Zeit und die Betten wollten auch noch aufgebaut werden… Unter anderem kam mal wieder das Luftbett zum Einsatz, das beim Aufblasprozess die Lautstärke eines Presslufthammers erreicht. Eben jenes Bett sollte am Ende des Wochenendes noch eine unliebsame Rolle für mich spielen… Nachdem wir noch kurz ein paar Kleinigkeiten eingekauft und uns schick für den Abend gemacht haben,




MOMENT, wo ist denn Spikeys Jacke abgeblieben??? Wir waren uns sicher, dass sie die Jacke mitgenommen hatte, haben wir uns in Seehof doch noch gegenseitig an die ganzen Sachen erinnert, die wir mitnehmen wollten/ mussten. Ein kurzer Anruf bei Spikeys Eltern bestätigte dann die schlimme Vermutung, dass die Jacke nicht in Berlin war… Da ich aber ausreichend mit Jacken versorgt war, habe ich Spikey einfach eine von meinen angeboten. Irgendwann sind wir dann doch noch Richtung Innenstadt gefahren, um endlich Pinksnotred zu sehen. Auf dem Weg dorthin, in der S-Bahn, konnten wir noch eine echte Berühmtheit beobachten, denn Michael Stipe, Sänger von R.E.M., hat eben genau unsere S-Bahn bestiegen. Wir hatten uns schon ein wenig gewundert, was er in Berlin macht, aber wir haben in dann doch in Ruhe ziehen lassen, ohne ihn unnötig zu belästigen… Hätten wir ja alle nichts von gehabt, wenn ihr wisst, was ich meine… Außerdem mussten wir sowieso aussteigen, denn wir wollten ja keine Stadtrundfahrt machen, sondern zum Konzert… Also hopp hopp raus aus der S-Bahn und auf zum Magnet… Auf dem Weg dorthin haben wir gemerkt, dass wir eigentlich mal wieder viel zu früh sind, weswegen wir uns Zeit gelassen haben…






Trotzdem waren wir immer noch zu früh… Also haben wir uns noch in die nächste Kneipe gesetzt und Fußball geguckt… Hatte ja zu der Zeit auch höchste Priorität, neben der Musik natürlich… Leider leider war es uns nicht möglich, das Spiel bis zum Schluss zu begutachten, weil wir dann doch los mussten. Doch bevor wir uns in die nicht wirklich vorhandene Schlange vorm Magnet stellten, haben wir noch ne kleine Runde gedreht und uns das berühmte Lido von Außen angeschaut… Es lag Rock’n’Roll in der Luft… Kurz vor Einlass wollte Spikey sich noch etwas gönnen und so enterten wir einen auf dem Weg gelegenen Subway, wo wir von ganz besonderer Musik begrüßt wurden, nämlich vom guten alten DJ Bobo. Und der Subway-Mensch muss der größte Bobo-Fan der nördlichen Hemisphäre gewesen sein… Ich fand den ja schon irgendwie eigenartig und das hab ich ihm auch gezeigt… Das fand er wiederum der nicht so witzig, weshalb wir uns lieber vom Acker machten… Es war ja bald auch endlich soweit und wir konnten den Club erobern… Beim Einlass wurde wieder mal fleißig aussortiert und so mussten doch ein paar junge Mädels enttäuscht von dannen ziehen, weil sie zu jung waren… Nachdem unsere Ausweise gründlichst kontrolliert wurden (naja, bei Spikey war es dann doch der Führerschein, denn ihren Ausweis hatte sie bei Björnski im Portemonnaie vergessen, der zu dem Zeitpunkt aber in Gambia weilte; ihr seht, es war wirklich das Wochenende des Goldfisches), konnten wir dann doch rein in die gute Stube und uns erstmal umsehen… Recht schnell fanden wir die Garderobe und gaben zum ersten Mal (zumindest soweit ich mich erinnern kann) unsere Jacken, naja, meine Jacken ab. Wir machten es uns dann im Raum, wo das Ganze stattfinden sollte, auf zwei Sesseln in Bühnennähe gemütlich und warteten aufgeregt darauf, dass der Startschuss gegeben würde. Nachdem Spikey quasi schon den ganzen Tag über Schnappschüsse gemacht hat, hat mich dann auch endlich der Fotofloh gebissen und ich kramte meine Kamera raus, um ein wenig rumzuknipsen… Doch, oh Schreck, was musste ich da entdecken? Im Prinzip ja nichts, denn die Kamera ging nicht an… Ich hatte nämlich vergessen, die Akkus aufzuladen und so reihte ich mich auch in den bunten Reigen der Goldfische ein… Naja, also blieb Spikey die einzige, die schöne Konzertfotos machen konnte. Aber das muss auch mal reichen… Wir warteten also auf den doch sehr gemütlichen Sesseln und guckten uns im Raum um… Auffällig waren da die Wölkchen, die die Bühne fein säuberlich dekorierten… Warum, wussten wir zu dem Zeitpunkt nicht, noch nicht… Denn es ging dann doch los mit dem Konzert… Wir wussten außer bei Pinksnotred nicht so recht, was uns mit Von Lehwald und Nias so erwarten sollte, aber was unsere gespannten Augen dann erblicken mussten, konnten wir nicht so recht fassen… Wie versteinert saßen wir da und beobachteten, wie eine singende Killertomate mit einer Gruselmaske auf der Bühne stand und die von der Bühnendecke hängenden Wolken als die Bandkollegen vorstellte…





Singen und entertainen konnte die Tomate dennoch… So langsam schmolz auch bei uns das Eis und wir wagten uns vor die Bühne, wo wir auch schon das Tanzbein schwangen… Da der Club nicht übermäßig gefüllt war (das ist die Untertreibung des Jahres… HA), konnte man gut auch die anderen Leute beobachten. Und was haben wir da nicht alles gesehen… Ein Highlight war definitiv der Typ, der am anderen Ende der Bühne stand und das wohl beste T-Shirt des Abends trug… Damit machte er nämlich allen klar, dass er ein Faible für von Disney gezeichnete Waldtiere hatte, denn es war Bambi mit dem Satz „Ich mag Bambi!“ abgebildet… Gibt es denn nur Verrückte hier in Berlin??? Als dann die Killertomate, also Von Lehwald, fertig war, ging es ans Umbauen für die Jungs von Pinksnotred, was bei uns ein sehr breites Grinsen verursachte… Nachdem dann auch die letzten Wölkchen von der Bühne geschafft wurden, konnten sehr zu unserer Freude Pinksnotred ihre Show starten. Und sie zündeten ein Feuerwerk ihrer Hits des Albums Remedy…






Wir waren wie gefangen von der Bühnenpräsenz der fünf Jungs. Vor allem Simon hatte es Spikey angetan, denn mit der Spielfreude, die er an den Tag legte, konnte man sich nur in den Kerl verschießen. Aber auch der Rest der Bande wusste natürlich zu begeistern. Mein persönliches Highlight war natürlich mein absolutes Lieblingslied vom Album, Electric Life. Ich hab mich aber auch, genau wie Spikey, über die anderen Songs gefreut…






Nebenbei erfuhren wir von Doelk, dass an diesem Wochenende auch der Christopher Street Day in Berlin stattfand. Ach, deshalb war Micheal Stipe da… Nach 10 Songs war das Set von Pinksnotred leider auch schon vorbei und die Jungs machten uns noch kurz auf den Merchstand aufmerksam.






Spikey und ich entschieden uns aber noch den Auftritt von Nias anzuschauen, bevor wir uns dem Shoppingrausch hingeben wollten… Gesagt, getan. Als dann Nias die Bühne enterten, trauten wir wieder mal unseren Augen kaum, denn da stand doch schon wieder jemand mit der Gruselmaske… Dieses Formelwesen ist wohl ne echte Rampensau… Und krasse Dancemoves hatte das Vieh drauf, das muss man einfach selbst gesehen haben.





Die Musik von Nias lässt sich für uns wohl gut als experimentell beschreiben… So richtig vom Hocker rissen sie uns nicht, aber das Formelwesen war recht cool drauf, gerade wegen der Dancemoves. Während des Gigs erspähte ich immer mal wieder die Jungs von Pinksnotred, die Kisten schleppten… Mich beschlich eine gewisse Unruhe und als wir dann genug von Nias hatten und uns auf zum Merchstand machen wollten, wurde es traurige Wahrheit, denn der Merchstand war bereits abgebaut (DUN DUN DUN!!!)… Spikey war schon ziemlich angefressen, hatte sie doch auf Buttons und T-Shirts gehofft… Ich hab noch versucht sie zu beruhigen, aber so recht wollte mir das nicht gelingen. Ich glaub sogar, Doelk, der nur zwei Meter von uns entfernt stand, hat Spikey Rage mitbekommen… Bevor Spikey aus Wut und ich aus Solidarität den Laden auseinander genommen hätten, sind wir dann doch Richtung Tram gegangen, die uns sicher ein Stück in Richtung Betten bringen sollte. Ich glaube, es lag an Spikeys ungestillter Shoppinglust, dass sie direkt nach dem Konzert einen doch eher ungewöhnlichen Ohrwurm hatte, irgendetwas vom Grand Prix, der ja so nicht mehr heißt. Halb 3 kamen wir dann endlich in Julias Studentenbude an und vielen hundemüde ins Bett und träumten von schönen Sachen, ganz bestimmt sogar, glaube ich…


Den Sonntag ließen wir erstmal ruhig angehen, bevor wir uns dann ganz locker um die Mittagszeit wieder in Richtung Heimat aufmachten… Wir machten wieder kurz Halt bei der amerikanischen Burgerkette und diesmal verlief der Besuch sogar ganz ohne Anspucken… Jaaaahaaa… Am Abend musste ich dann noch feststellen, dass ich mich am Luftbett, das ohne Luft nur ein schwerer Klumpen Gummi ist, leicht verhoben hatte… Na toll, der perfekte Abschluss zu diesem Wochenende. Nicht.


Ein dickes Dankeschön geht raus an unsere Spontanität (ähem), Julia fürs Überlassen der Wohnung, den Saturn fürs Übertragen der Fußballspiele, die Killertomate a.k.a. Formelwesen, Gott dafür, dass das Eichhörnchen am Leben geblieben ist, und ganz besonders Pinksnotred für das wundervolle (aber leider etwas zu kurze) Konzert.
Keinen Dank an den leider zu früh abgebauten Merchstand, wodurch wir unser Geld nicht in die ewig leeren Kassen der Musiker stecken konnten.

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