Mittwoch, 29. Februar 2012

Endlich auch in unseren Blog-Memoiren

- Twin Atlantic im Molotow, 20.01.2012 -

Viele Anläufe hatte es gebraucht, doch endlich schafften es Nadine und ich, die Oberklappspaten vom Dienst, Karten für Twin Atlantic zu ergattern. Okay, der Kauf war nicht die Schwierigkeit. Eher die Tatsache, dass die Jungs einfach nicht so oft in good old Germany vorbei schauten und wenn sie es mal taten, dann eben nur in ausgewählten Locations und Orten. Also grundsätzlich dann, wenn wir nicht kommen können. Aber wie schon gesagt, dieses Mal war es anders und wir konnten uns schön auf das Konzert im bitterkalten Januar freuen.
So kam der Tag auch ziemlich schnell nahe und wir bereiteten wir uns am Freitag vor, um zur Reeperbahn zu fahren. Denn man muss ja mal sagen, wo gibt es besseres Flair für solche tollen Konzert-Gigs? Eben nur auf der Reeperbahn.
Als wir vor dem Molotow ankamen, stand ein Typ schon vor der Tür…ja, richtig gelesen. Doch schon zwei Sekunden später kam ein Mädel wild gestikulierend auf uns zu gerannt und machte uns auf ziemlich komische Weise klar, dass sie doch mit dem Typen schon vor uns da gewesen sei und ihr somit der vordere Platz zustünde. OKAY!! Wir dachten uns unseren Teil und ordneten sie in die Berufsgruppe „Band-Stalker“ ein. Während wir also dort so standen und warteten mussten wir uns von diesem Mädel, nennen wir sie Emily the Strange, irgendwelche abstrusen Stories anhören…angefangen bei „Ich kenn die Band schon richtig gut, war bei denen schon oft Backstage eingeladen!“ bis hin zu „Ich war ein Jahr in England und kann super Englisch, also kommt mir bloß nicht mit eurem Amateur-Englisch in die Quere!“ Beides entpuppte sich als (wie soll ich es sagen???) Selbstüberschätzung. Denn als die Jungs von Twin Atlantic kurz vorbeikamen, kreischte sie nur rum und die Jungs rollten sichtlich die Augen. Außerdem war ihr Englisch mäßig gut, wie sich herausstellte, als sie einem Engländer sagte, „that one of her favorite things are Snowboarden….“ Okay, nun war uns klar, dass sie wirklich eine 16-jährige Teenie-Göre ist, die ja so rebellisch, wie sie war, die letzte Stunde geschwänzt hat. WOW!!!
Die Meute vor dem Club wurde zunehmend größer und so gegen 20 Uhr ging es dann auch endlich rein, war aber auch irgendwie nicht so warm draußen J. Drinnen gaben wir dann nach einer kleinen verwirrenden Aktion die Jacken ab und kauften uns erstmal ne Fritz Limonade. Natürlich jeder eine…sollte ja auch für beide genug da sein. Schnell inspizierten wir den Tanzbereich und Nadine stellte fest, dass der Raum nicht so aussah vom Aufbau, wie damals bei den Donots. Aber auch so konnten wir uns eine Position direkt an der Musikbox sichern. Schlechte Entscheidung, sollte sich dann später herausstellen. Naja, nun standen wir da und beobachteten die Groupie-Stalker (wahrscheinlich ein neuer, aber weitaus treffender Begriff für diese abgedrehten und realitätsfremden Mädchen), wie sie sich einen Platz an der Bühne, mit Schlagen und Beißen erkämpften. Na gut, so schlimm war es nicht, aber für uns Normalo-Fans sieht es immer wieder so aus. Neben diesen komischen Geschehnissen sahen wir in weiter Ferne eine Enten-Lampe, die unwillkürlich unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Wir machten Fotos und versuchten, ihre Form perfekt einzufangen.
Ach, die sah aber auch zu witzig aus. Doch irgendwann ließen wir unsere Blicke weiter wandern und so verflog die Zeit bis zum Gig-Beginn wie im Flug.
Schon bald kam die Vorband rein, die sich selbst „Zen Zebra“ schimpfte. Wir kannten sie nicht, aber irgendwie passte der Bandname, schien der Sänger doch immer wieder in einen meditativen Zustand zu verfallen.
Doch das soll nicht negativ gemeint sein, war die Musik sehr eingängig. Nadine und ich konnten gar nicht anders, als schon mal ein bissl rumzuhüpfen. Auch die anderen schienen das Ganze gut zu finden, also befand sich die Masse nach nur kurzer Zeit in einem wogenden Zustand, was immer sehr schön ist. Doch irgendwie wurde ich plötzlich von hinten belagert; nicht von der Menschenmasse…nein, nein; da kam ein Typ und stellte sich so hinter mich, wie es Björnski (seines Zeichens mein Klappspaten-Freund) eigentlich tun würde. Nadine und ich waren sichtlich irritiert, kannten wir diesen Typen doch nicht mal. Er stand mit einer Selbstverständlichkeit hinter mir und trank sein Astra Bier mit einem Strohhalm. JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!! Ein Strohhalm für Bier, ich bin so schwach geworden. Wie kann man das nur machen??? Ich mein‘, ist er ein Mann oder ‚ne Maus??? Boah, das ging mal gar nicht. Wir konnten nicht aufhören zu starren und uns zu fragen, was ihn dazu verleitet hatte, einen Strohhalm in die Bierflasche zu tun. Da konnten wir dann schließlich nur den Kopfschütteln und das ganze ad acta legen. Die Band rockte immer fleißig weiter und wir wurden langsam warm. Doch nach einer Stunde war das Ganze vorbei und die Jungs von Zen Zebra verließen die Bühne. Das hieß also, schon langsam auf die Hauptband vorbereiten. Taten Nadine und ich dann auch, indem wir uns in Position stellten, um später auch alles mitzubekommen.
Nach einem wirklich kurzen Umbau kamen die Jungs von Twin Atlantic dann auch endlich aus ihren Löchern gekrochen und legten los. Wir waren auch gleich vollkommen dabei mit tanzen und singen. Naja, hier übernahm wiedermal Nadine das Ruder, da ich bei Twin Atlantic nicht so recht auf dem songtextsicheren Stand bin. Fand ich aber auch nicht schlimm, so konnte ich wenigstens schön zuhören und abhotten. Es war eine richtig coole Nummer, mal die Songs live zu hören, also zumindest für mich J Sie legten so los, dass wir schon in kurzer Zeit keine stillstehenden Menschen sahen.
Lediglich die Groupie-Stalker machten unaufhaltsam Fotos von Sam (ja, schon ein Hübscher) und belästigten ihn und die anderen mit Anweisungen, wie sie ihren Kopf oder sonstige Gliedmaßen zu drehen und wenden haben. Nadine und ich konnten echt nicht anders, als unaufhaltsam den Kopf schütteln bei so viel Dummheit. Wir dachten, dass das der Gipfel des Ganzen sein sollte. Doch weit gefehlt. Während die Band so absolut in ihrem Element waren und das Publikum sich nicht mehr halten konnte, machten die Mädels Fotos von Sam und küssten daraufhin immer wieder das gemachte Foto von ihm; VOR SEINEN AUGEN!!! Oh man, da möchte man doch als Fan im Boden versinken…wie krass!!! Irgendwann war es auch den Jungs zu dumm und sie winkten ständig ab. Denn immerhin waren sie auch für die anderen da und außerdem waren sie Musiker, die gerne zeigen wollten, was sie wieder so produziert haben. Die Jungs taten uns unsäglich leid. Doch gab es auch viele andere Fans, die mit den Songs mitgingen und lauthals mitsangen. Es war mal schön, so viele Menschen mit so viel Bewegungsbereitschaft zu sehen.
Sie standen nicht nur rum, sondern tanzten und sangen, was das Zeug hielt. Ich konnte irgendwann nur noch Lippenlesen, da ich das erste Mal in unserem gesamten Klappspaten-Dasein einen Hörsturz erlitten habe. Zu krass, da ich nicht wusste, was für Songs gespielt wurden. Aber irgendwann regulierte sich das Ganze und ich konnte dumpf ein paar Sachen wahrnehmen.
Irgendwann ist auch mal das tollste Konzert zu Ende und so gingen die Jungs nach einer schönen Zugabe langsam von der Bühne. Schade, eigentlich! Kam doch mein Hörvermögen so nach und nach wieder zurück. Nun gut, so ist es nun mal! Also gingen wir zur Bar, holten uns was zu trinken und machten es uns vor dem TV gemütlich. Wir schauten einen saukomischen Film. Sie zeigten das Original mit deutschem Untertitel. Doch die Beschriftung der Dialoge war so schlecht gemacht, dass jeder Text total dümmlich bei uns ankam. Wahrscheinlich kam der Film nicht nur so an, sondern war auch nicht wirklich intelligent gemacht. Nach einer Weile wurde uns der Film dann doch zu doof und wir entschieden uns wieder, Menschen anzuschauen. Das ist immer wieder ein Fest. Auf der einen Seite sahen wir die Groupie-Stalker, die Fotos mit der Band ergatterten und auf der anderen Seite normale Menschen, die Merch kauften und Bier tranken. Also alles ziemlich normal und nicht ungewöhnlich. Doch ein Typ in der Menge verschaffte sich bei uns Aufmerksamkeit, in dem er erst disko-mäßig sein Handy suchte und dann wie ein Kapitän über die Wellen hinwegschaute und seine Freunde suchte. Wir konnten nicht mehr vor Lachen. Das sah zu lustig aus, wie er seine Hand an die Stirn hielt und Ausschau hielt.
Nach einer Weile entschieden wir uns, dass es Zeit ist, nach Wedel aufzubrechen. Denn immerhin wartete auch Björnski auf uns, aber wahrscheinlich war er schon auf dem Weg ins Lala-Land. So gingen wir also los zur S-Bahn Haltestelle. Eine Stunde später kamen wir sicher zu Hause an und fielen in unsere Betten. Während Nadine sich mit Twin-Atlantic-Ohrwürmern in den Schlaf wiegte, hatte ich nur ein Pfeifen im Ohr. Deshalb schaute ich mir die Bilder des Abends in Gedanken an und schlief auch friedlich ein.

Und nun wieder die obligatorischen Dank- und Nicht-Dank-Sagungen:

Danke an Twin Atlantic, dass sie endlich mal wieder in Deutschland waren, und auch danke an den TV, der uns einen lustigen Film zeigte.

Kein Dank geht an Emily the Strange und den Typen, der so creepy hinter mir Stand.

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