-Recartney im Speicher, 03.03.2012-
Irgendwie
haben wir Klappspaten schon vor zwei Jahren ein stillschweigendes Abkommen
abgeschlossen, dass wir das Recartneykonzert im Speicher zu Schwerin zu einer
jährlich Sache machen. Und in so einer Sache sind stillschweigende Abkommen
immer gut. Kann ich jedem wärmstens empfehlen. Sollte man häufiger machen.
Zum
Problem wird dann allerdings, wenn das Abkommen durch andere Pläne gekreuzt
wird. Und so mussten wir auch diesmal wieder schauen, dass wir den Termin
überhaupt wahrnehmen können… Das Ergebnis war, dass nur Spikey und ich uns den
Samstagabend irgendwie freischaufeln konnten… Was natürlich schade ist, denn
ohne die anderen fehlt natürlich immer was… Aber geteiltes Leid ist halbes
Leid. Oder so…
Ich
besorgte schon früh genug die Tickets für uns beide, denn es handelt sich hier
schließlich um die Recartneys, eine Beatles-Coverband. Und wenn sie den Beatles
nacheifern, sind die Konzerte selbstredend sehr schnell ausverkauft.
Spikey und
ich waren uns vorher schon früh einig, dass wir uns vorm Konzert noch stärken
müssen. Denn mittlerweile jammert mindestens einer von uns während eines
Konzertes, dass er Hunger hat. Also lieber vorsorgen. Und womit macht man das
am besten? Na klar, mit Döner. Da wir aber nicht im Hamburg bzw. Wedel waren,
konnten wir nicht zu unserem Stammdöner in Wedel gehen. Also auf den nächsten
Döner in Schwerin ausweichen. Der Vorteil hierbei ist, dass es im Osten der
Republik noch süßsaure Soße gibt. Das ließ Spikeys Herz ungemein höher
schlagen. Gibt’s doch im Westen keine süßsaure Soße mehr. Skandal! Den Döner
können wir im Nachhinein mit ner 2 bewerten. Er kommt aber nicht an den Döner
in Wedel ran (auch wenn wir in Schwerin süßsaure Soße hatten).
Frisch
gestärkt machten wir uns also auf den Weg zum Speicher, wo die Recartneys traditionsgemäß
spielen. Gerade richtig zum Einlass angekommen, schafften wir uns einen
Überblick über die Lage. Es kristallisiert sich mittlerweile immer mehr heraus,
dass die Leute immer später kommen, soll heißen, erst kurz vor Ultimo wird es
erst voll. So hatten wir noch ausreichend Zeit, um ein erfrischendes
Kaltgetränk zu schlürfen. Oben an der Bar platzierten wir uns auf sehr ausgefallenen
wackeligen Tonnen, solche die man aus den ganzen Gangster-Rapper-Videos kennt
und die da immer so schön brennen. Nur das die Tonnen im Speicher nicht
brannten, sondern zu Sitzgelegenheiten umgebaut wurden. Zum Glück, denn sonst
wäre es ziemlich heiß am Hintern geworden. Wir amüsierten uns tierisch auf den
Dingern, das sollte später aber noch WEIT übertroffen werden.
Die Fantas
exten wir dann zügig und so erfrischt ging es dann wieder zurück in den
Konzertsaal und schnurstracks in die erste Reihe. Die Plätze teilten wir uns
dann mit dem Originalfanclub der Recartneys. Die reisen denen richtig hinterher
und so. Quasi wie damals die Fans bei den echten Beatles. Haben die vom
Recartneys-Fanclub damals mit den echten sicherlich auch gemacht.
Neben Spikey
stand dann aber ein Mädel, das vorher nicht so begeistert schien. So Marke „Was
zum Henker tu ich hier eigentlich? Warum musste ich mitkommen???“ Zuerst fanden
wir das ein wenig irritierend, aber es kam nicht an das ran, was wir schon bei
früheren Shows der Recartneys gesehen haben. Emily the Strange, die die
Recartneys damals fast totgestarrt hat, ist einfach unschlagbar. Die war ja vor
ein, zwei Jahren mit ihrer ganzen Clique im Speicher und die haben den ganzen
Laden zusammengekreischt. Aber dieses Jahr schienen wir verschont zu werden.
Dann
legten die Recartneys gewohnt souverän mit allen bekannten Hits los und Spikey
und ich tanzten uns die Beine ab. Die Stimmbänder schonten wir mal ein wenig,
es war ja schließlich Erkältungszeit und unsere Samtstimmen (haha, lange nicht
mehr so gelacht) brauchen wir ja noch. Und so ging es munter weiter. Der Laden
brannte und das ganze Publikum ging wie immer ab. Hab ich „das ganze Publikum“
gesagt? Ich meine natürlich alle außer dem miesepetrige Mädel neben Spikey, das
zwischendurch immer wieder geseufzt hat, als würde sie grad den schwersten
Moment des Lebens durchmachen. Das soll mal einer verstehen, so ein junges Ding
und dann hat sie es schon so schwer im Leben.
Naja, kann
man nichts ändern, unserer Stimmung tat das keinen Abbruch.
Nach dem
Seitenwechsel, ach ich meine nach der Halbzeitpause, ach Quatsch, nach dem
ersten Set wurde das Publikum ein wenig durchgemischt. Und so begab es sich,
dass Emilys Freunde plötzlich neben und hinter uns auftauchten. KREISCHALARM!
So mischte sich also die tolle Beatlesmusik mit dem Kreischen der verkleideten
Mädels. Sogar ein Schlüpfer, ja richtig gelesen, ein Schlüpfer flog auf die
Bühne, so wie damals, als die originalen, ach, ihr wisst schon. Aber irgendwie
waren die Recartneys nicht ganz so begeistert. Wir auch nicht. Naja, immerhin
drohte der Schlüpfer nicht, mir ins Gesicht zu fallen, so wie vor zwei Jahren.
Gruselige Erinnerung. Ich will gar nicht mehr dran denken. Warum musstest DU
wieder damit anfangen, he?
Damit wir
den Kreischgirls nicht die Oberhand überlassen, sangen und grölten wir dann
doch etwas mit, vor allem bei Hey Jude, das dann wie immer nicht enden wollte.
Aber alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei und so steuerte dann auch das
Recartneyskonzert dem Ende entgegen. Die Kreischgirls warteten dann darauf,
dass die Jungs der Recartneys schnell wieder aus dem Backstage kommen würden,
damit sie dann Fotos und Autogramme abstauben könnten und wir machten und
wieder auf den Weg zur Bar, um uns nochmals zu erfrischen.
Leider
waren unsere Barhockertonnen schon besetzt, also mussten wir uns eine andere
Sitzgelegenheit suchen. Die fanden wir dann in Form von Hockern. Also wenn man
das so nennen will. Die Hocker muss man einfach gesehen und drauf gesessen haben.
Keine 20 cm hoch, dreieckig, viereckig und sogar fünfeckig waren diese. Die
geringe Höhe lässt auch folgerichtig auf eine kleine Sitzfläche von ca. 20 cm
Durchmesser schließen. Und auf diese Dinger wollten wir uns dann setzen. War
gar nicht so einfach, sich aus den luftigen Höhen, in denen wir uns aufgrund
unserer Körpergröße ja normalerweise befinden, hinunterzuschaffen. Als wir mit
unseren Allerwertesten auch auf Bodenniveau angekommen sind und uns auf den
Hockern platzierten, hätten wir uns zu allem Überfluss noch fast die Knie in
die Nase gerammt. Dann hieß es auch noch bloß nicht kippeln, denn sonst wären
wir runtergefallen. Und das war bei den Lachsalven, die wir abfeuerten, schon
sehr gut möglich. Aber ich frag mich, warum wir uns darüber solche Gedanken
gemacht haben. Tief gefallen wären wir so oder so nicht. Unsere Situation hat
durch die äußeren Einflüsse nicht grad gebessert. Unsere Sitznachbarn macht es
sich zum Beispiel auf Affen gemütlich. Klingt komisch, ist aber so. Ich frag
mich grad, warum wir von all dem keine Beweisfotos oder gar ein Beweisvideo
gemacht haben. Aber so könnt ihr euch ja mal selbst die Sitzgelegenheiten im
Schweriner Speicher angucken. Das ist DIE Sehenswürdigkeit.
Über das
ganze Lachen hätten wir fast vergessen, dass wir ja noch was zu trinken hatten.
Aber auch das wurde noch vertilgt. Und so taumelten wir dann lachend aus dem
Speicher und machten uns auf den Weg.
Irgendwie
machte sich dann auch unser Alter bemerkt und wir waren dann doch ziemlich
fertig. Also hab ich Spikey fix zu Ihren Eltern gebracht, wo sie dann auf der
Couch ihren Schlaf fand und ich bin auch wieder Heim gefahren und dann ab ins
Bett. Wir sind halt nicht mehr die jüngsten. Also nicht meckern, dass mit uns
auch nichts mehr los ist. Macht das erst mal alles mit…
Dank gilt
diesmal dem Döner und seiner süßsauren Soße, dem Speicher, weil er immer wieder
die Recartneys einlädt und so wunderbar skurrile Sitzgelegenheiten hat, und
natürlich den Recartneys.
Kein Dank
geht raus an die Kreischgirls und den Schlüpfer.
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