Donnerstag, 22. November 2012

BITTE FOLGEN


-Donots im Mau Club 27.10.2012-

Spontanität kann seine guten Seiten haben, aber auch negative Effekte mit sich bringen. Dass die dann aber doch etwas Lustiges haben können, durften Spikey und ich an diesem kalten Oktoberabend erfahren. Aber erstmal von vorne.

Weil all unsere Klappspatenterminkalender im Oktober ziemlich vollgestopft waren, wollten bzw. konnten wir uns einfach nicht frühzeitig entscheiden, ob wir uns die fabulösen Donots im fabulösen Mau Club anschauen werden. Eine Woche vor dem Konzert haben dann nur Spikey und ich uns ein paar Stunden freischaufeln können und ganz spontan die Karten bestellt. Moment mal, gilt es noch als spontan, wenn man sich schon eine Woche vor dem Ereignis dafür entscheidet? Hm, egal.
Wir entschlossen uns dann gegen 17 Uhr in Richtung Rostock aufzubrechen, um dann vor Ort noch eine Stunde auf den Einlass zu warten. Wie immer eigentlich. Also sammelte ich sie bei ihren Eltern ein und wir konnten mit meiner Erna bei schönstem Sonnenschein losrollen. Doch auch Petrus wollte an diesem Samstag spontan sein und entschied sich deswegen spontan dazu, ein bisschen Hagel vom Himmel fallen zu lassen. Das Ganze wurde dann aber doch so viel, dass wir erstmal nur im Schritttempo vorwärts kamen, weil die Straßen aussahen, als hätte es die ganze letzte Woche durchgeschneit.
Wir befürchteten schon, dass wir es nicht rechtzeitig zum Einlass schaffen würden, aber ein paar Kilometer weiter sah die Landschaft aus, als würde der Frühling anbrechen und wir konnten unsere Reise unbesorgt weiterführen. Wir sind dann auch planmäßig an der Warnow angekommen. Planmäßig zu früh. Wie immer. Also erstmal einen Cookie essen und auf die Uhr gucken, ob danach schon etwas Zeit vergangen ist. Nope. Nicht mal ein bisschen. Wir drehten dann wie immer, wenn wir ein Konzert im Mau besuchen, eine Runde, um die Lage zu checken und um ein wenig die Zeit totzuschlagen. Die ist aber bekanntermaßen echt schwer kleinzukriegen. Die Bewegung tat zwar gut, weil es doch überraschenderweise ziemlich kalt war, aber wir hatten dann doch nach einer Runde genug und gesellten uns zu den anderen Wartenden vorm Eingang. Und schon eine kleine Ewigkeit später öffneten sich die Tore und wir konnten ins Warme. Wobei warm relativ ist. Denn die Leute vom Mau haben die Lüftung auf gut gekühlt gestellt. Denn es kann bei solchen Punkrockkonzerten schon sehr heiß hergehen. Aber es war erstmal ziemlich zugig. Spikey und ich machten uns dann fix einen Lageplan und versuchten, den idealen Platz fürs Lauschen der Musik und zum Tanzen zu finden. Direkt vorne an der Absperrung würde es sich schwierig gestalten, das Konzert richtig genießen zu können, weil selbige doch sehr hoch ist und Hals- und Gesichtsquetschungen zur Folge haben könnte. Also weiter umschauen. Und was erblickten unsere Augen da? Ein treppenartiges Podest, von dem aus wir einen idealen Blick auf die Bühne hatten. Wir waren somit quasi auf Augenhöhe mit den Musikern. Das freut. Da wir aber schon ein gewisses Alter erreicht haben, stellten wir uns nicht hin, sondern nahmen auf besagtem Podest Platz, um unsere müden Knochen zu schonen. Neben uns setzten sich dann Leute etwas älteren Kalibers hin und wir entschieden gleich, dass das die Eltern der ersten Vorband SonuVab!tch, eine lokale Band, die den Supportslot gewonnen hatte, sein mussten. Die legten dann auch sogleich mit energischem Punk los und heizten uns gut ein.
Was auch nötig war, denn die Lüftung verrichtete immernoch gute Arbeit. Unsere Haare wehten so schön im Wind, als wären wir in einer Slow-Motion-Wind-Szene einer großen übertriebenen Hollywoodproduktion. Und das im ranzigen Mauclub.  Immer wieder stellten sich während der Show junge Menschen vor uns, was gar nicht schlimm war, weil wir ja durch das Podest über sie hinweg schauen konnten. Und dennoch machten sie sich sorgen, ob wir noch was sehen konnten. Hm, komisch, in der ersten Reihe passiert sowas nie. Da stellen sich die 3-m-Menschen ohne Rücksicht auf Verluste vor uns Gartenzwerge und finden es dann auch noch witzig, dass wir nicht nur nichts sehen können, sondern auch das atmen dann schwer fällt. Nach einer guten halben Stunde war erstmal Schluss im Windkanal und SonuVab!tch machten Platz für die Schweden von Atlas Losing Grip.
Unsere Augen nahmen zuerst zur Kenntnis, dass auch sie enge schwarze Hosen anhatten. Also die nächste Schwedenband, die solche Hosen trägt, müssen wir dringendst fragen, ob es die Hosen im Vorteilspack günstig im Supermarkt gibt. Das kann ja schon gar nicht mehr angehen. Der Gitarrist der Band war so übermäßig groß, dass er fast eine von der Decke hängende Box mit seinem Kopf ausgeknockt hätte. Oder vielleicht hätte die Box ihn ausgeknockt. Wir werden es wohl nie erfahren. Die Band fanden wir jetzt eher nur so semigut. Aber es lag nicht an denen, es lag an uns. *Ähem*
Nach einer kurzen Umbauphase konnten dann auch endlich die langerwarteten Donots die Bretter, die die Welt bedeuten, entern. Und sie haben uns sogleich weggeblasen. Das könnte aber auch die Lüftung gewesen sein, die immernoch auf Hochtouren lief. Und was war das für eine Show, die sie uns da lieferten. Sie trieb mir die Tränen in die Augen. Das könnte aber auch die Lüftung gewesen sein, die immernoch auf Hochtouren lief. Guido war so gut drauf, dass er eine Box auseinander nahm, somit roch es auch gewaltig nach Punkrock im Mau. Aber das tut es ja sowieso schon von Grund auf. Ihr mögt euch an dieser Stelle vielleicht fragen, wonach Punkrock riecht und ich kann euch sagen, dass es im positiven Sinne an Männerschweiß erinnert. Macht das überhaupt Sinn? Nein? Dann ist ja gut. Derweil spielten die Donots gewohnt souverän ein geniales Set runter und wir wünschten uns, dass der Abend niemals enden würde. Konnten wir doch neben dem Konzert auch noch die Gesellschaft eines Ballons genießen. Und da wir ja kleine Spielekinder sind, wollten wir den Ballon fast nicht mehr hergeben. Irgendwann ging er dann doch verloren, weil die Donots uns so gut abgelenkt haben mit ihrer Musik und ihren Instrumenten. Ihr kennt das ja. Welch ein perfider Plan. Mir fällt grad ein. Ist ein Ballon eigentlich auch Punkrock? Hmmmm… Zurück zu den Donots.
Die spielten trotz oder gerade wegen des Ballons weiter. Zwischendurch erzählte Ingo uns von seinen Erlebnissen in Rostock. Manchmal muss auch ein Musiker seine Klamotten waschen, so auch Ingo an jenem Tag. Also suchte er sich eine Wäscherei, wo er ordnungsgemäß seine Sachen säubern konnte. Der Ort, an dem er sich einfand, war zu dem Zeitpunkt nur von einem komischen Typen besiedelt. Der starrte Ingo für geschätzte 5 Minuten aus jedem erdenklichen Winkel an und verließ dann, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben, kopfschüttelnd die Wäscherei. Ich glaube, Ingo fragt sich noch heute, was das sollte. Um der Verwirrung entgegenzuwirken, spielten die Donots dann weiter ihre Lieder. Ingo und Guido ließen sich wieder mal nicht lumpen, kamen nur mit einer Akustikgitarre bekleidet ins Publikum und machten uns den Superhero. Ich meine, sie spielten das Lied Superhero. Ganz ohne Strom. Unsere Helden.
Leider leider muss aber auch das schönste Konzert mal enden und so blieb uns nur noch eine kurze Erholungspause auf einem Riesensessel, bevor es in Richtung Heimat gehen sollte. Fast wären wir gescheitert, weil wir kaum aus dem Sessel rauskamen, aber irgendwie haben wir es doch noch geschafft und wir machten uns auf den Weg. Doch plötzlich fiel Spike ein, dass sie noch Hunger hat, und wir haben uns in der Tanke gegenüber was zu essen gesucht. Diese recht kurze Verzögerung sollte dann noch weitreichende Folgen haben. Als wir 5 Minuten nach Abfahrt nichtsahnend auf die Autobahn abbogen, kamen wir an einem geparkten Polizeiauto vorbei. Genau dann, als wir es passierten, gingen da die Lichter an und es fuhr los. Sehr ominös. Wir lachten und sagten uns, wie lustig es doch wäre, wenn die uns jetzt anhalten würden, um einen Alkoholtest zu machen, so richtig mit pusten und auf einer Linie gehen. Zu dem Zeitpunkt war der Wagen noch weit weg und wir fuhren seelenruhig Richtung Heimat. Doch Sie holten uns langsam, aber sicher ein. Und kurz nach deren Überholvorgang leuchtete bei denen in der Heckscheibe ein „ZOLL BITTE FOLGEN!!!!!!!“ auf. Wir taten, wie uns befohlen, und fuhren brav hinter dem Zoll auf einen Parkplatz. Dort angekommen, trat ein grummeliger Zollbeamter an mein Auto und fragte mich, ob ich illegale Substanzen mit mir führe. Ich hatte es mir an der Stelle mal verkniffen, lachend zu sagen, dass ich nicht mal Alkohol trinke. Das wäre sicher nicht so gut gekommen. Nachdem er unsere Ausweise, nicht aber meinen Führerschein oder die Fahrzeugpapiere gecheckt hatte, durften wir auch noch raus in die Kälte. Ich durfte nicht mal meine Jacke anziehen, ohne dass er sie auf Drogen untersucht. Zu unserer Belustigung hatte er noch zwei Kollegen dabei, mit denen wir uns über Gott und die Welt unterhielten, während Mr. Grummel meine kleine Erna durchforstete, in der Hoffnung doch noch ein paar Drogen zu finden. Nachdem ihm dann doch klar wurde, dass er bei uns nicht erfolgreich sein würde, konnten wir unsere Reise fortsetzen und die drei Zollmenschen mussten sich wieder auf der Autobahn langweilen. Ich musste Spike aber anweisen, die Kekse, die sich noch im Fußraum befanden, nachzuzählen. Man kann ja nie wissen, ob der Zolltyp Hunger hatte. Zum Glück waren noch alle Kekse da, denn der Stress, dem wir ausgesetzt waren, hatte mich hungrig gemacht. Also hab ich auf den letzten Metern noch ein Mitternachtssnack in Form von Keksen gemampft. Sehr reichhaltig.
Nachdem ich Spike in Seehof abgesetzt hatte und dann auch zu Hause ankam, waren wir beide von den ganzen Erlebnissen immernoch so aufgekratzt, dass wir schätzungsweise noch 5 Monate miteinander chatteten, bis wir dann in die Federn fielen und einschliefen.

An dieser Stelle geht dank raus an die Donots, Atlas Losing Grip, SonuVab!tch, dem Mau und den Zollbeamten, die uns so schöne Tipps gegeben haben, wie man am besten Marder bekämpft. Lasst euch gesagt sein, Kinder, Klosteine helfen nicht.

Und an dieser Stelle auch mal kein Dank an den Marder, der vor ein paar Jahren mal alle Schläuche meiner Erna angeknabbert hat. Aaaaschloch!

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